Für unsere erste Atlantiküberquerung haben wir uns bei der Atlantic Rally for Cruisers angemeldet, welche in den Kapverden einen Zwischenstopp macht. So war unser Abfahrtstermin schon mal gegeben und es gab kein zurück mehr. Wir fokussierten uns auf eine optimale Vorbereitung und es blieb keine Zeit zu überlegen, ob wir wirklich losfahren wollen oder vielleicht auch nicht.

Las Palmas auf Gran Canaria ist ein guter Ort für einen Start über den Atlantik. Hier bekommt man alles, sei es Bootszubehör oder Essen. Fast jeden Tag gingen wir beim lokalen Segelladen und Werft „Rolnautic“ vorbei. Die Mitarbeiter sind kompetent und der ganze Laden ist gut vorbereitet für die ARC. Sie haben uns auch geholfen unseren Spectra Watermaker in Betrieb zu nehmen in einer Art Privatlektion.

Mit Bestellungen aus dem Ausland muss man aufpassen, da sie am Zoll oder bei DHL hängenbleiben können, wie unser Paket mit Reservematerial für den Autopiloten. Besser wäre gewesen, die gleiche Bestellung einfach über Rolnautic zu machen.

Das Schwimmbad vom Club Varadero in der Marina war für uns Gold wert. Wir waren fast jeden Tag dort und Nael hat in dieser Zeit Tauchen und Schwimmen gelernt, jedoch nur mit Taucherbrille und Schnorchel. Am Steg „S“ waren alle ARC Familienboote, da war immer etwas los. Die Amerikaner organisierten sogar eine Kinder Halloween Party. Nael feierte auch seinen 5. Geburtstag. Am Steg „S“ konnte man auch seine Tools testen, um unsere alten Wanten durchzuschneiden. Überraschend gut hat die Eisensäge abgeschnitten, schwieriger oder sogar unmöglich war es mit dem Cutter.
Geburtstag

Am 5. November war es dann soweit. Die ARC+ startete zur ersten Etappe nach Mindelo. Nach einem guten Start segelten wir bei klassischen Nordost Winden in der Acceleration Zone die ersten 165 Meilen in 24 Stunden, ein neuer Rekord für die Bajka.
ARC Start

Später erwischten auch wir die Flaute und wir liessen den Motor für ein paar Stunden laufen, um noch vor der Zeitlimite ins Ziel zu kommen. Überraschenderweise durften wir an der Preisverteilung der ersten Etappe zuoberst aufs Treppchen, sehr wahrscheinlich wegen unseren geringen Motorstunden. Wegen dieser Flaute gab es für uns dann auch nur einen halbtätigen Ausflug auf der Insel und ein paar Stunden am schönen Strand mit kristallklarem Wasser.
ARC MIndelo

Nach drei Tagen in Mindelo war der Start zur zweiten Etappe in die Karibik, unsere eigentliche Atlantiküberquerung mit über 2000 Seemeilen. Vorausgesagt waren sehr leichte Winde. Ein Tiefdruckgebiet in der Mitte des Atlantiks störte die Passatwinde und wir entschieden uns eine Route eher südlich zu nehmen, obschon wir dadurch mehr Weg machten und am Anfang nicht den vollen Mittelatlantikstrom ausnutzen konnten.

Die leichten Winde gaben uns Zeit zum Fischen. Nachdem wir drei eher kleine Fische gefangen hatten, versuchten wir es mal mit dem grösseren Köder… Und prompt hat ein 15kg Mahi Mahi angebissen. Aber was jetzt? Arek zog den Fisch langsam rein und tötete ihn. Ela filetierte den riesigen Fisch genau so wie wir es von Jola gelernt hatten. Das ganze Spektakel dauerte über eine Stunde. Der Fang bescherte uns drei gute Mahlzeiten.
MAhi Mahi

Am nächsten Tag besuchten uns vier schöne Orkas. Sie spielten eine Stunde mit unserer Bajka. Manchmal schwammen sie so nahe, dass sie unser Boot mit den Flossen berührten. Nicht nur Kinder waren begeistert, diese Riesentiere so nahe zu erleben.

Die grösste Herausforderung war wie angenommen die Beschäftigung der Kinder während des ganzen Tages, obschon wir eigentlich den Schlaf nachholen sollten. Spielen mit Lego oder Plüschtieren, Büchlein lesen, Filme schauen oder mit dem Tablet spielen war das eine, aber der Drang nach Bewegung war das andere. Das Gymnastikband war eine gute Sache. Wir befestigten es an der Decke und die Kinder konnten darin sitzen und gumpen. Lukas hat mit den Buben auch eine Strickleiter gebaut, welche wir auf dem Vordeck installierten.
Atlantiküberquerung Genaker

Als wir endlich die Hälfte des Atlantiks geschafft hatten, ging es dann nur noch Bergabwärts. Die Passatwinde wurden ein bisschen stärker. Wir segelten fast doppelt so schnell und die hundert Meilen verschwanden eine nach der anderen. Auch gab es zunehmend mehr Squalls. Es war am Anfang schon etwas ungewohnt, dass der Wind plötzlich 10 Knoten zunahm und es einen kurzen Regenguss gab. Da versteht man die Minitransat Segler schon, wenn sie versuchen, möglichst lange vor einem Squall herzusegeln.
Atlantik Squalls

Fast mehr als die Segel mussten wir unsere neuen mobilen Solarzellen verstellen, etwa dreimal täglich. Dafür gaben sie mehr Energie als das grosse Panel hinten auf dem Geräteträger.
Solar panels

Der Wettkampfanteil beim Ralley war für uns gerade richtig. Einen Tag nach dem Start, wenn keine Boote mehr in Sichtweite waren, wurde die Stimmung gemütlicher. Trotzdem holten wir uns alle vier Stunden die Zwischenrangliste über das Satellitentelephon Iridium Go und besprachen wer wo wie schnell gefahren ist und ob wir unseren Plan ändern wollen. Dazu kam noch die Group Story, welche die Familienboote im …

Eine Atlantiküberquerung ist wie eine Nachtschlittelfahrt. Oben im Bergrestaurant steigt man auf den Schlitten und nach einer Stunde kommt man unten bei der Talstation an. Es gibt kein zurück mehr. Bei den flachen Stellen muss man ein bisschen nachhelfen und bei den eisigen Stellen geht es dann im Hui.

Obschon der eine Tag dem andern zu gleichen beginnt, wird es einen dabei nie langweilig, vor allem nicht mit kleinen Kindern. Die Alltagstätigkeiten dominieren den Tag: Kochen, Abwaschen, Spielen, Schlafen.
Baden

Alles geht ein bisschen langsamer, weil das Boot ständig hin und her rollt. Nicht zu vergessen sind natürlich die erfrischenden Duschen hinten auf dem Boot, oder die kurzen Momente wo man mal die Gitarre oder das Keyboard auspacken kann. Und plötzlich ist man in der Karibik…