Nach fast 500 Meilen Halbwind Segeln erreichten wir Raroia, wie damals Thor Heyerdahl, der 1947 mit seiner Kontiki dort landete. Erst etwa 6 Meilen vorher kann man das Atoll mit seinen Palmen erkennen, es gibt keine Berge dort. Auch mussten wir unsere Fahrt etwas verlangsamen, damit wir genau bei “Slack Time”, also Hoch oder Niedrig Wasser, durch den Pass in das Atoll rein fahren konnten. Wenn nämlich die Strömung zu stark ist, bilden sich stehende Wellen und das Boot wird schwierig zu manövrieren durch die Korallenriffe. Ein Atoll ist ein Ring aus Korallen, der manchmal eine oder zwei Öffnung hat, die man Pass nennt.
Durch den Gezeitenunterschied von etwa einem halben Meter gibt es pro Tag vier Slack Zeiten. Jedoch gibt es noch einen weiteren Einfluss auf die Strömung im Pass. Gibt es grosse Wellen im Meer draussen, brechen diese am Riff und Wasser schwappt rein ins Atoll, das dann wieder durch den Pass rausfliessen muss. Diese Strömung kann manchmal so stark sein, dass es gar keine Slack Time gibt. Am besten kommt man so eine Stunde vor der berechneten Slack Time zum Pass und beobachtet die Situation genau. Wenn es keine stehenden Wellen hat, kann man reinfahren und oh wie schön: drinnen hat es keinen Swell mehr :=)
Der Tuamotu Archipel misst in seiner Diagonale 1000 Meilen, was etwa der Distanz von London nach Sizilien entspricht. Dort gibt es 76 Atolls, von denen nur wenige einen Pass haben. Ein typisches Atoll wo wir waren ist etwa so gross wie der Neuenburgersee aber nur so 20 Meter tief und gespickt mit Korallenköpfen, die bis knapp unter die Wasseroberfläche kommen.
Also muss immer jemand vorne am Bug oder oben im Mast sein und dem Steuermann helfen zu navigieren. Dies kann man natürlich nur wenn die Sonne gut steht, so von 10 Uhr morgens bis 3 Uhr nachmittags. Ausser man hat GUTE Satellitenbilder mit der GPS Position überlagert :=). Am Rand kann man dann auf 1-10m ankern. Da meistens ein SE Wind bläst, begibt man sich auf die SE Seite, um den Anker zu werfen, aber am besten nicht auf einen Korallenkopf. Ausserhalb vom Atoll kann man nicht Ankern, da es ziemlich schnell auf 3000m Tiefe geht.
Zwischen den Atolls segelt man häufig in der Nacht, weil die Distanzen zu gross sind, das Boot zu langsam ist und die Slack Times nicht “richtig” liegen.
Wir haben in den 7 Wochen 7 Atolls besucht, die wir kurz beschreiben.
Raroia
Unser erstes Atoll war WOW! Von 1000 Meter Tiefe kommt man zum 20 Meter tiefen Pass und das Wasser ist klar wie nie zuvor und voll von Fischen und Korallen. Um die Ecke ankerten wir beim Dorf mit etwa 50 Einwohnern. Die Kinder zeigten uns ihre Häuser mit Solarpanels und grossen Wassertanks mit Regenwasser.
Wir zeigten ihnen unser Schiff und gaben ihnen ein paar Pampelmusen. Am Nachmittag fuhren wir dann auf die Ost Seite zur Thor Heyerdahl Gedenktafel. Dort trafen wir natürlich unsere Norwegischen Freunde und La Cigale. Am Land, den sogenannten Motus spielten die Kinder zusammen und die Erwachsenen machten das wovon sie Jahre lang geträumt hatten: Eine Palme hochklettern und dann eine Kokosnuss mit der Machete selber öffnen. Beim Palme hochklettern blieb es nur bei den kleinen Palmen, die schon schräg gewachsen sind :=).
Am Abend machten dann alle zusammen ein Feuer und brätelten Schlangenbrot. Soo schön war das :=)
Makemo
Hier verabschiedeten wir uns von Martin, der seit Panama mit uns unterwegs war. Wir denken gerne zurück an die grosse Überfahrt, wo Martin jeweils am Abend die Geschichten von Odysseus erzählte. Martin wollte das Leben auf den Atolls näher kennen lernen. Zum Glück fand die Bürgermeisterin für ihn einen Platz in einer WG.
Tahanea
In Tahanea trafen wir Pelizeno, Yonder und Raftkin.
Dank der Flaute konnten wir jeden Tag mit den Kindern schnorcheln und auf den Motus auf Entdeckungsreise gehen. Das Atoll ist eigentlich unbewohnt, aber es gibt doch eine kleine Hütte, wo die Fischer vom Nachbar Atoll manchmal übernachten.
Fakarava
Der Südpass ist bekannt für die 700 Haie, die jeweils im Juni kommen, um die laichenden Zackenbarsche zu jagen. Verschiedene Fernseh-Teams haben hier schon Dokumentarfilme gedreht. Am Ankerplatz sind typischerweise 20 Boote und die meisten hat man schon irgendwo mal gesehen. Bei Slack Time oder leicht einkommender Strömung fahren dann alle mit ihrem Dinghy in den Pass, springen mit Schnorchelausrüstung ins Wasser, lassen sich über die Korallenlandschaft treiben und beobachten die Schwarzspitzen Riffhaie.
Ein Spektakel für gross und klein. Überraschenderweise gibt es dort auch eine Pizzeria mit Holzofen. Mit den anderen Schweizern, die nicht ihre erste Saison in den Tuamotus verbrachten, gingen wir dort Pizza essen. Drive-in mit dem Dinghy natürlich :=)
Das Fakarava Atoll ist gross und im Norden ist dann das Dorf. Auf dem Weg dorthin übernachteten wir beim Pakakota Yacht Service und konnten seit langem wieder einmal ein Glace essen :=). Auf der Aussenseite des Riffs spült der Ocean den Plastikmüll hin. Mit den Kindern haben wir ein paar Kübel voll gesammelt, aber es ist trotzdem ernüchternd.
Im Norden gibts den Flughafen, wo Asia und Gaia gelandet sind. Mit ihnen besuchten wir eine Perlfarm. Der Besitzer zeigte uns, auf was es bei den Perlen ankommt. Viele Perlen werden dann nach Tahiti und in die Societies gebracht.
Toau
In Toau Nord gibt es einen sogenannten Faux Pass, einen Pass, bei dem man mit dem Schiff nicht durchkommt. Dort kann man anscheinend gut schnorcheln und es gibt ein kleines Restaurant. Sonst ist das Atoll unbewohnt. Wir waren jedoch im Süden, zusammen mit der deutschen Moya, die auch zwei kleine Buben haben.
Dann waren wir fast eine Woche ganz alleine, nur unsere Familie. So abgelegen stellt man sich eine Südsee Insel vor :=)
Kauehi
Das Atoll mit dem einfachsten Pass hört man. Auch drinnen ist es einfach, da es fast keine Korallenköpfe gibt. Das Dorf im NE haben wir nicht besucht, nur die Motus im SE. Dort haben wir gebadet und den Strand genossen.
Fakarava noch einmal
Bevor wir die Tuamotus verliessen, gingen wir nochmals zum Fakarava Süd Pass, jedoch ein bisschen mehr östlich nach Hirifa. Dort trafen wir endlich die Moana, mit denen wir vor 2 Jahren abgemacht hatten, uns in Französisch Polynesien zu treffen. Sie hatten allerlei Geräte dabei, wie zum Beispiel MiniKat und Taucherausrüstung, welche wir auch benutzen durften.
In Hirifa ist das Wasser nicht tief und es hat Sandstrand. Mit dem aufkommenden frischen Wind war es das ideale Kitesurf Paradies.
Wir hatten jedoch Kinderprogramm mit Rittiplampen an Palmen, Slacklinen und Gumpen auf einem Katamaran Netz zwischen den Palmen.
Die Atolle in den Tuamotus waren für uns einzigartig und wunderschön. Eine solche Landschaft haben wir noch nie gesehen und werden wir wohl nicht so schnell wieder sehen.