Schon seit Panama beobachteten wir täglich das Wetter nach Marquesas. Der Südost Passat hatte sich gut etabliert. 2018 ist ein “La Nina” Jahr, das heisst, dass die Wassertemperaturen unter dem Durchschnitt liegen und daher die Wahrscheinlichkeit für Hurricanes tiefer ist. Auch sind die Passatwinde in diesen Jahren eher stärker. Besser könnten die Aussichten für diese Überfahrt kaum sein. Jedoch mussten wir von Galapagos zuerst in den Südost Passat kommen, der bei 5 Grad Süd anfängt. Nach den Zollformalitäten am Morgen starteten wir am Nachmittag Richtung Süden bei 10 Knoten auf einem schönen Kurs am Wind. Gegen Abend stellte der Wind wie vorgesehen ab und wir nahmen die Segel herunter, damit sie nicht hin und her schlugen und gingen schlafen. Am nächsten Tag das gleiche Spiel, jedoch fuhren wir diesmal in der Nacht unter Motor, um am nächsten Tag bereits im Passat drin zu sein. Unsere Segelfreunde fuhren einen Tag später los und sollten uns später zum Teil überholen. Wieder schickten wir uns gegenseitig e-mails mit Positionen und Wetterbeobachtungen und Diverses. Und wieder war die Rubrik “Diverses” die lustigste. Dol’Seline zum Beispiel organisierte einen Kinderwettbewerb mit vielen kleinen Aufgaben und wer alle Antworten richtig und als erster zurückgeschickt hatte, war der Sieger. Die Pelizeno Pirates waren nicht zu übertreffen was der Enthusiasmus zum schnellen Segeln angeht. Sie hatten gerade 16 Tage gebraucht für die ganze Überfahrt mit ihrer 50 Fuss Beneteau.
Nun waren wir so richtig drin im Südost Passat. Jeden Tag schönen Wind, manchmal bis zu 20 Knoten, manchmal knapp über 10 Knoten. Manchmal Schmetterling, manchmal beide Segel auf der gleichen Seite. Unser 3 Stunden Schema für die Wachten lief gut.
Ein typischer Tagesablauf sah etwa so aus:
- 0700: Die Kinder stehen auf und Lukas macht die restlichen Teigwaren mit Ei zum Frühstück
- 0800: Die andern stehen auf und die Kinder spielen mit den Plastiktieren
- 0900: Martin übernimmt die Wache und Lukas schreibt das Morgen Update an die andern.
- 1000: Wir setzen den Gennaker, dann macht Ela Bananenkuchen und Lukas geht schlafen
- 1100: Die Kinder spielen mit dem Tablet, der Wassermacher läuft und Ela kocht
- 1200: Mittagessen, dann wäscht Martin ab und Ela übernimmt die Wache
- 1300: Lukas spielt mit den Kindern Lego, Martin schläft
- 1400: Martin schreibt sein Tagebuch und arbeitet am Computer
- 1500: Lukas übernimmt die Wache, Ela geht schlafen, die Kinder baden in den grossen Eimern
- 1600: Lukas und Ela schreiben an ihren Beiträgen für die Website
- 1700: Martin beginnt mit kochen, Ela macht mit den Kindern Schule, Lukas geht schlafen
- 1800: Gennaker wird geborgen, es gibt Nachtessen, dann übernimmt Martin die Wache
- 1900: Lukas wäscht ab, Ela hilft beim Pyjama anziehen und Zähne putzen. Ab ins Bett
- 2000: Ela macht den Logbuch Eintrag und Lukas schreibt den Abend Update an die andern
- 2100: Lukas und Martin gehen schlafen, Ela übernimmt die Wache. Sie sortiert Photos.
- …6h schlafen, dann 3h Wache
Nach etwa 500 Seemeilen fragte La Cigale über die e-mail Gruppe ganz naiv zu welcher Insel wir eigentlich fahren, oder ob es noch ein bisschen früh sei für eine solche Frage. In der Tat hatten die Meisten noch nicht im Detail darüber nachgedacht. Die Frage war Fata Hiva oder Hiva Oa? Eigentlich müsste man zuerst nach Hiva Oa zum einklarieren, aber in der Cruiser Szene hat sich eingebürgert, dass man zuerst nach Fatu Hiva fährt, weil diese im Luv von allen Inseln liegt, und eine eventuelle Busse in Kauf nimmt.
Jeden Tag haben wir zweimal warm gegessen. Am Anfang gab viele frische Sachen, wie Melonen, Ananas, Tomaten und Peperoni. Dann in der zweiten Woche wurden die Bananen langsam reif. Jeden Tag zwei kleine frische Bananen für jeden. Als sie immer reifer wurden machte Ela die feinen Bananenkuchen, welche immer zum Naschen bereit waren oder man als Abwechslung zum Frühstück nehmen konnte. In der dritten Wochen wechselten wir zum Kohl und zu den “ungesunden” Sachen. Ela brachte noch den Joker mit den frisch gewachsenen Alpha Alpha Sprossen.
Bei den grossen Meilensteinen gab es mal ein Bier oder einen Ti Punch mit Chips. Und Martin hat dazu noch etwas ganz exklusives mitgebracht, nämlich Basler Läggerli.
Am zweiten Tag fingen wir einen guten Mahi-Mahi, der uns zwei leckere Mahlzeiten bescherte. So wurden wir in der e-mail Gruppe über Tipps gefragt und wir erzählten stolz von unseren Pink Ködern. Als wir nach einer Woche Pause wieder die Angeln auswarfen, waren wir nicht mehr erfolgreich. Den ganzen Tag lang keinen Fisch und dann jeweils am Abend passiert etwas: Zweimal riss die Leine und zweimal rissen sich die Fische selber los, obschon wir schon abgebremst hatten…
Dafür sahen wir zwei Walfische und ein paarmal kam eine Gruppe von Delphinen. Immer wieder erstaunlich sind die Vögel, die in der Mitte des Pazifiks unterwegs sind.
Wir hatten unterschiedliche Arten, die Tage zu zählen. Martin hatte sein Tagebuch und die Tabelle mit den Tagen, Ela führte das Logbuch, Lukas schrieb die täglichen e-mails, Nael zählte die Tage zu Ilians Geburtstag und Ilian nahm einfach einen Tag nach dem anderen. Als es nur noch 1000 Meilen ging bis Marquesas, hatten wir schon das Gefühl von “Bald sind wir da” :=). In den letzten 500 Meilen liess der Wind ein bisschen nach auf 6-10 Knoten und die Reaktion der verschiedenen Segler war ganz unterschiedlich. Die einen segelten nach dem Moto: Motor an bis mehr Wind kommt oder solange der Diesel reicht, die anderen luvten einfach an, bis die Segel nicht mehr schlugen. Unsere Amerikanischen Kollegen hatten nach der Überfahrt nur 5.5 Motor Stunden auf dem Zähler, wir brachten es auf 20.
Nach 22 Tagen auf See erreichten wir die Marquesas. Die Überfahrt ging schneller als wir uns gedacht hatten. Wieder hatten wir gutes Wetter und guten Wind. Aber jetzt zuerst mal ein bisschen relaxen.